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Russell, Bertrand

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Lebenslauf

Geboren: 18. Mai 1872 in Trellech/Großbritannien
Gestorben: 2. Februar 1970 in Plas Penrhyn/Großbritannien

Bertrand Russell stammte aus einer sehr wohlhabenden alten englischen Adelsfamilie und studierte Mathematik und Philosophie in Cambridge. Der Erste Weltkrieg als einschneidendes Erlebnis veranlasste Russell dazu, sich als Kriegsdienstverweigerer mit Wort und Tat für den Frieden zu engagieren.
Russell war sehr vielseitig und produktiv, er hielt Lehrveranstaltungen und publizierte zu Themen der Logik, der Mathematik, der theoretischen Physik, der Ethik, der Erkenntnistheorie, der Philosophiegeschichte, der Pädagogik und zur Zeitgeschichte. Er lehrte in Cambridge und an verschiedenen amerikanischen Universitäten.
1950 erhielt Russell den Nobelpreis für Literatur für sein „bedeutendes Werk im Sinne des Humanismus und der Freiheit des Gedankens“.


Bedeutung

Russell war zusammen mit George Moore einer der Begründer der analytischen Philosophie. Russells Hauptwerk „Principia Mathematica“ ist auch noch heute eines der bedeutendsten Werke über die Grundlagen der Mathematik. Als einer der einflussreichsten Intellektuellen Großbritanniens und prominenter Aktivist für Frieden und Abrüstung war und ist Russell eine Leitfigur des Pazifismus.


Lehre und Gedanken

Die Sicherheit der mathematischen Erkenntnis, der Sinneserfahrungen und damit der Naturwissenschaften war für Russell faszinierend. So galten auch seine ersten Arbeiten vor allem der Mathematik. Er versuchte, mathematische Begriffe auf Begriffe der Logik zurückzuführen und somit die Mathematik zu einem Teil der Logik zu machen. Gemeinsam mit Alfred N. Whitehead verfasste er das Werk „Principia Mathematica“, welches bis heute ein Standardwerk der formalen Logik ist. Dahinter stand Russells Auffassung, dass die Wirklichkeit durch eine passende Beschreibung wie durch mathematische Beziehungen tatsächlich erfasst werden kann. Sinnesdaten werden wahrgenommen und führen mit bereits vorhandenem Wissen zu logischen Konstruktionen der realen Welt. Die Gegenstände der Naturwissenschaften – wie z. B. eine Blume – „entstehen“ so aus den wahrgenommenen Sinnesdaten. Damit vertrat Russell einen empiristischen Standpunkt. Körperliche und geistige Welt sind nur unterschiedliche Bereiche, die durch die unterschiedlichen Konstruktionen der Sinnesdaten entstanden sind.
Russell war überzeugt, die moderne Logik werde die bestimmende Methode der Philosophie der Zukunft bilden, ähnlich wie die Mathematik den theoretischen Kern anderer Naturwissenschaften darstellt.

Die Ethik gehörte für Russell nie zum Gebiet der Philosophie im eigentlichen Sinne, nicht in den Bereich des zu Wissenden. Er war der Meinung, dass die Ethik sich nur von den Leidenschaften ableite und es keinen zuverlässigen Weg gebe, um von den Leidenschaften zur Erkenntnis zu gelangen.
Seine Religionsauffassung legte Russell in seiner Schrift „Warum ich kein Christ bin“ (1927) dar. Das Christentum und alle Religion hielt Russell für ein Übel, ja für eine „aus Angst entstandene Krankheit“.

„Ich hätte gern eine Welt, in der das Ziel der Erziehung geistige Freiheit wäre und nicht darin bestünde, den Geist der Jugend in eine Rüstung zu zwängen, die ihn das ganze Leben lang vor den Pfeilen objektiver Beweise schützen soll. Die Welt braucht offene Herzen und geistige Aufgeschlossenheit, und das erreichen wir nicht durch starre Systeme, mögen sie nun alt oder neu sein.“ (Russell: Warum ich kein Christ bin)



Hauptwerke von Bertrand Russell

„Principia Mathematica“ (zusammen mit Alfred N. Whitehead 1910–1913)
Alfred N. Whitehead / Bertrand Russell: Principia mathematica : Vorwort und Einleitungen. Übers. v. Hans Mokre. Frankfurt / M.: Suhrkamp, 4. Aufl. 1999.
Esther Ramharter / Georg Rieckh: Die Principia Mathematica auf den Punkt gebracht : Kurzfassung und Erläuterungen. Wien : öbv und hpt, 2006.

„Probleme der Philosophie“ (1912)
Bertrand Russell: Probleme der Philosophie. Aus dem Engl. übers. und mit einem Nachw. vers. v. Eberhard Bubser. Frankfurt / Main : Suhrkamp, 1. Aufl. 20. Dr. 2003.

„Unser Wissen von der Außenwelt“ (1914)
Bertrand Russell: Unser Wissen von der Außenwelt. Auf d. Grundl. d. Übers. v. Walther Rothstock bearb. v. Michael Otte. Mit einer Einl. hrsg. v. Michael Otte. Hamburg : Meiner, 2004.

„Warum ich kein Christ bin“ (1927)
Bertrand Russell: Warum ich kein Christ bin. Mit einem Anh. über den Fall Bertrand Russell hrsg. v. Paul Edwards. Aus d. Engl. übertr. von Marion Steipe. Reinbek: Rowohlt 1992.


Über Bertrand Russell

Ronald W. Clark: Bertrand Russell: Philosoph – Pazifist – Politiker. Übers. v. Holger Fliessbach u. Hans-Henning Werner. München: Heyne 1984.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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